Buchvorstellung: Gemma magica oder magisches Edelgestein

 

In São Paulo ist 2019 eine Transkription des Buches „Gemma Magica oder magisches Edelgestein“ erschienen, das Abraham von Franckenberg (1593–1652) zugeschrieben wurde. Die Deutschbrasilianerin Gerda Elisabeth Hupfeld, deren Mutter Therese Josephine eine geborene von Frankenberg war, hat das 1688 in Amsterdam veröffentliche Werk von der Fraktur, einer früher in Deutschland gebräuchlichen Druckschrift, in eine moderne Antiqua übertragen. Mit dieser aufwendigen und geduldigen Leistung hat Hupfeld das fast unbe-kannte Buch für die Frankenbergs und Auslandsdeutsche sowie Muttersprachler der jünge-ren Generationen leicht lesbar gemacht.

 

Abraham von Franckenberg, (1593–1652) war Herr auf Ludwigsdorf bei Oels in Niederschlesien. Neben der Gutswirtschaft widmete er sich privaten mystisch-religiösen Studien mit deistisch-theosophischer Ausrichtung und blieb unverheiratet. Bekannt wurde er als Autor aus dem Schüler-kreis um Jakob Böhme (1575–1624), dessen Förderer und erster Biograf er war. Außerdem war er eng mit dem „Angelus Silesius“ genannten Arzt und Dichter Johannes Scheffler (1624–1677) befreundet.

 

 

Im Original lautet der volle Buchtitel: „gemma magica oder magisches Edelgestein / das ist / Eine kurtze Erklärung des Buchs der Natur / nach dessen sieben grösten Blättern / auff welchem beydes die Göttliche und Natürliche Weißheit / durch Gottes Finger hinein geschrieben / zu lesen ist“ (Abb. oben, Google Books 01.11..2019). Auch das gegliederte In-haltsverzeichnis lässt erkennen, dass die „Gemma magica eine Mystifizierung der Natur ist (Abb. unten, wie Titelseite). Insgesamt verbindet dieses Werk zahlreiche magische, al-chemistische, kabbalistische und astrologische Vorstellungen eher zu einer Art rätselhaftem Gemälde als zu einer syste-matischen Naturphilosophie.

 

Harsche Kritik erfährt das Buch in einer 1745 in Leipzig erschienenen, lutherisch geprägten „Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen“: Es ist ein „gantz Fanati-sche[s] und Chymische[s]“, das heißt alchemistisches „Büch-lein, darinne der Deismus und Naturalismus offenbahrlich herrschet“ (S. 664, OPACplus 29.10. 2019).

 

Allerdings ist Franckenbergs Autorschaft schon deshalb unsi-cher, weil die „Gemma magica“ erst 36 Jahre nach seinem Tod publiziert wurden. Zu dieser Frage hinterlassen die darin enthaltenen bibliografischen Hinweise einen zwiespältigen Eindruck: Auf der Titelseite heißt es, es sei „geschrieben von Abraham von Franckenberg ... [aber] zum Druck übergeben und befördert Durch Einen Liebhaber des sel[igen] Autoris, Mit Begnadigung und Freyheit des Apollinis und der Musen.“ Der anonyme Herausgeber nimmt demnach in verschlüsselter Form die Freiheit eines Dichters und Künstlers in Anspruch, lässt aber offen, was er damit in Bezug auf den Inhalt des Buches meint. Das lässt an die Bearbeitung eines Franckenberg’schen Manuskripts oder an die ausführliche Ergänzung eines mehr oder weniger kurzen Fragments denken. Weiter fällt auf, dass die „Vorrede an den günstigen Leser“ mit der Angabe endet, „Geschrieben in meiner Studir-Stuben den 27. Augusti im Jahr Christi /... / 1641. ... Der Autor.“ Auch diese Angabe hält Franckenbergs Anteil an der Gemma magica in der Schwebe.

Die oben zitierte Kritik von 1745 spekuliert: Das Büchlein „mag sich wohl nicht von dem Schwärmer Franckenberger herschreiben, sondern einen anderen ... Schreiber zum Urheber haben, der seine Schmiralien nur unter jenes Nahmen hat wollen zu Marckte bringen“.

Joachim Telle, der 1995 „Abraham von Franckenberg[s] Briefwechsel“ herausgebracht hat, schließt vor allem aus einem Brief Franckenbergs vom August 8. August 1649 aus Danzig an Christoph Hirsch in Eisleben, dass dieser der Autor der „Gemma magica“ sei. Deshalb führt Telle die Gemma magica in einer Zeittafel zu Franckenbergs Leben und Schriften auch nicht auf (S. 59–63, vgl. FZF 2005/6, S. 25–27).

Dazu merkt Thomas Isermann in einer Besprechung von Gerda Hupfelds Transkription auf der Webseite der Internationalen Jacob Böhme Gesellschaft an: „Es wäre wünschenswert, über die Entstehung des Werkes noch mehr zu erfahren, immerhin ist Franckenberg 1652, Hirsch 1649 [das heißt noch im Jahr von Franckenbergs Brief] gestorben, das Werk ist jedoch erst 1688 erschienen. Hier scheint mir noch die Frage offen, in welcher Verfasser-Konstella-tion und mit welchem Hintergrund das Werk entstanden ist.“ (Abgerufen 29.10.2019)

 

Ein Beitrag von Ruthard von Frankenberg

 

 

Franckenberg, Abraham von: Gemma magica oder magisches Edelgestein. Eine Transliteration, São Paulo (Editora Poloprinter) 2019, ISBN 978-85-5522-349-5, Broschur, 164 S., € 49,77 inkl. Versand, zu beziehen über: gehupfeld(at)gmail.com

 

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